Montag, 26. Februar 2007

Bildung

Stellen Sie sich vor, Sie planen ein Geschäftsessen. Ihr Gesprächspartner ist ein Mensch, der privat ein starkes Interesse an Tasmanien zeigt und überlegt, ob er dorthin sogar umziehen oder sich ein Ferienhaus bauen sollte. Sie wissen leider überhaupt nichts von dieser Insel (außer vielleicht, dass sie zu Australien gehört). Zu Ihren Geschäftsthemen gehört sie auch nicht dazu. Lassen Sie das Thema trotzdem nicht außer acht - es kann Ihnen einen Pluspunkt verschaffen, wenn er (!) auf das Thema zu sprechen kommt und Sie bescheid wissen.

Aber nicht nur bei solchen Gelegenheiten verschafft Ihnen Bildung einen Pluspunkt. Für eine gelungene Gesprächsrunde mit Unbekannten ist sie oft unerlässlich. Ihr Blick für gesellschaftliche Zusammenhänge wird sich schärfen und Ihr Horizont wird sich erweitern.

Beispiel: Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, aber ein Bekannter von mir kann zu fast jedem Thema spontan einen halbstündigen Vortrag halten. Er redet sehr schnell und verarbeitet Informationen auf die gleiche Weise. Reist er in ein unbekanntes Gebiet, kann er nach einer Woche Einwohnerzahl, Brauchtum und Geschichte des Ortes mitsamt seinen wichtigsten Sehenswürdigkeiten wiedergeben, weiß, welche Museen sehenswert sind und warum, kann die alten Römer mit japanischer Kriegskunst vergleichen, man hat das Gefühl, dass er Professor sein könnte, aber er arbeitet in einer elektronischen Branche und singt in seiner Freizeit in einem anspruchsvollen klassischen Chor. Diese Fähigkeit macht ihn zu einem sehr interessanten Gesprächspartner - denn er kann über mehr als ein Thema erzählen, braucht dazu keine Stunde, hört seinen Gesprächspartnern zu und schafft es, in fast jeder Situation ein Gespräch zu beginnen oder am Laufen zu halten. Sein einziger kleiner Fehler ist, dass ein derartiges Denktempo seine Gesprächspartner manchmal etwas ermüdet.

Der Trick bei der Bildung ist, dass Sie Ihren Gesprächspartner nicht langweilen oder implizit für dumm erklären, wenn er bei Ihrem Gespräch nicht mithalten kann. Ihre Aussagen beinhalten eine Botschaft, und diese soll von Ihrem Zuhörer verstanden werden, damit er seinerseits darauf antworten kann oder - im Falle von Vorträgen - ihren Inhalt begreift.

Wollen Sie vielleicht ein Fremdsprache lernen? Ein Musikinstrument wieder auffrischen? Reisen? Überlegen Sie sich, was Sie schon immer in Ihrem Leben einmal lernen wollten, wofür Sie aber nie die Zeit fanden. Vielleicht erhöhen Sie damit sogar Ihre berufliche Qualifikation.

SENDESTÖRUNG

Durch die Verwendung einer sehr spezifischen Sprache (oder einer Fremdsprache) oder das Gespräch über ein spezielles Thema können Sie potentielle Zuhörer ausschließen. Manchmal passiert das ungewollt, was zu Ihrem Nachteil ist, denn schließlich sollen Ihre Zuhörer Sie ja verstehen. Bewegen Sie sich auf dem Niveau Ihrer Zuhörer und hören Sie ihrerseits zu, wenn Sie angesprochen werden.

Wenn Sie mit ausländischen Gästen oder im Ausland reden, bemühen Sie sich um eine möglichst perfekte Fremdsprachenkenntnis oder einen Dolmetscher.

Falls Sie sich ausnahmsweise dazu entscheiden, diese Fremdsprache als "Waffe" einzusetzen, um eine Person aus einer Gruppe auszuschließen, sollten Sie absolut sattelfest in Ihrem Fachgebiet oder Ihrer Fremdsprache sein und sich - bei erfolgreichem Einsatz - darauf einrichten, dass Ihr Gesprächspartner Ihnen das übel nehmen wird. Das ist keine gute Idee, wenn Sie ihm später noch einmal begegnen sollten, denn Sie werden ständig auf der Hut sein müssen, wie seine Retourkutsche aussieht. Und die kann gerade bei empfindlichen Naturen richtig gemein sein. Überlegen Sie sich also gründlich, wen Sie ausschließen wollen und warum ausgerechnet ihn oder sie, denn Sie werden auch die Konsequenzen dafür tragen müssen.

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