Montag, 26. Februar 2007

Romantisches

Die gute alte Schule muss wieder her: Wie macht man als Herr einer Dame den Hof? Und darf eine Dame das umgekehrt auch? Die Regeln für zwischenmenschliche Beziehungsformeln haben sich seit dem 19. Jahrhundert deutlich gelockert. Das schafft ebenso Freiheit wie auch Unsicherheit.

KONTAKT

Bevor die Dame Ihres Herzens oder Ihr Traumprinz sich in Sie verlieben kann, muss dieser Mensch Sie erst einmal bemerken. Dabei gleich mit der Wahrheit herauszuplatzen, ist ein etwas zu direkter Ansatz - der Partner fühlt sich höchstwahrscheinlich überrumpelt. Es geht nur um Wahrnehmung, einen ersten Eindruck. Möglichkeiten hierzu gibt es viele:
  • eine zufällige Begegnung im öffentlichen Raum. Hier ist die Wahrscheinlichkeit, sich aus den Augen zu verlieren, sehr hoch, wenn Sie nicht sofort Kontaktdaten austauschen.

  • tägliche Begegnung am Arbeitsplatz, in Studium oder Schule. Eine nicht ungefährliche Sache, vor allem, wenn ihre Stellung innerhalb des Betriebs von Hierarchieunterschieden geprägt ist. Seien Sie darauf gefasst, dass Sie irgendwann Gesprächsthema sein werden und kalkulieren Sie ein, dass Ihr Vorhaben auch schief gehen kann, ohne dass Sie eine Möglichkeit haben, den Begegnungen auszuweichen.

  • regelmäßige Begegnung im Freundeskreis.

  • regelmäßige Begegnung in Vereinen, Clubs und Kursen. Vom Chor bis zum Tennisclub reicht die Palette. Orientieren Sie sich hierbei möglichst an Ihren eigenen Freizeitvorlieben - selbst wenn Sie etwas so exotisches wie schottischen Volkstanz zu Ihrem Favoriten gewählt haben sollten.

  • eine Kontaktanzeige in Zeitungen, Zeitschriften oder im Internet. Ebenso Teilnahme in Internetforen und regelmäßigen Chats. Antiquiert, aber umso charmanter: Brieffreundschaften. Die Gefahr, dabei von der Realität überrascht zu werden, ist hierbei deutlich höher. Ebenso können falsche Identitäten vorgespiegelt werden. Treffen Sie also im Zweifelsfall Sicherheitsmaßnahmen - telefonieren Sie vorher, lassen Sie sich mindestens ein Foto schicken, gehen Sie nicht allein zum ersten Treff, wählen Sie einen gut frequentierten öffentlichen Raum und halten Sie Ihr Mobiltelefon für Notfälle griffbereit.
Informieren Sie sich unbedingt, ob Ihr gewünschter Partner bereits anderweitig liiert ist. Sollte der andere Partner kein begeisterter Anhänger der Polyamorie oder Vielehe sein (was in den seltensten Fällen zutrifft), haben Sie ein Problem. Wenn Sie keine reelle Chance haben, Ihren Nebenbuhler oder Ihre Konkurrentin auszustechen, lassen Sie die Finger von der Beziehung oder beenden Sie sie so früh wie möglich.

FLIRTEN
  • Aussehen.
  • Körpersprache. Dazu gehören Blicke, Gesten, Mimik.
  • Komplimente. Eine Kunst für sich.
  • antiquiert: Ein Handkuss. Formvollendet nur, wenn er kurz vor der Hand der Dame stehen bleibt und sie nicht berührt. Wenn dieses Verhalten nicht Ihrem Charakter entspricht oder ihre Partnerin befremden könnte, und vor allem, wenn Sie sich unter freiem Himmel befinden - lassen Sie es bleiben.
GESCHENKE

"Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft", heißt es. Das gilt natürlich auch für eine romantische Beziehung. Wählen Sie Ihre Geschenke sorgfältig aus und versuchen Sie, den Geschmack Ihrer Partnerin oder Ihres Partners möglichst genau zu treffen. Wenn Ihnen das nicht möglich ist, weil Sie sich auf ein Blind Date eingelassen haben, versuchen Sie es mit den Klassikern:

Für die Dame:
  • Blumen (Klassiker für Verliebte: rote Rosen)
  • kostbarer Schmuck (Klassiker für Heiratswillige: ein Ring)
  • ein exquisites Abendessen im Restaurant
  • eine Einladung zu einer außergewöhnlichen Party oder einem Ball
  • eine gemeinsame Reise oder ein Ausflug zu ihrem Wunschziel
  • Kleidung (dafür sollten Sie unbedingt ihre Kleidergröße kennen oder sie selbst aussuchen lassen)
  • Eintrittskarten für ein Konzert, Ballett, Oper oder fürs Theater - achten Sie hier auf die Auswahl der Stücke und der Musik, Sie sollten nicht gelangweilt, schockiert oder deprimiert aus der Vorstellung gehen.
Immaterielle Geschenke sind preiswerter und manchmal auch wertvoller als Handfestes. Probieren Sie eine Mischung aus beidem. Was Sie einer Dame außerdem schenken können, sind
  • für trainierte Poeten: Ein selbst geschriebenes Gedicht an Ihre Herzdame.
  • für geübte Musiker: Ein selbst geschriebenes Lied, antiquiert-romantisch: ein Ständchen. Ersatzweise ein besonderer Moment, der mit einem bestimmten Lied verbunden ist.
  • für fingerfertige Künstler: Ein selbst gezeichnetes oder gemaltes Bild, das Ihre Herzdame zum Thema hat. Selbstverständlich mit Widmung.
Für den Herrn:

Eine charmante, schöne und außergewöhnliche Dame - Sie selbst. Wundern Sie sich bitte nicht, dass ich hier nichts Konkretes oder Materielles an Geschenken nenne. Die traditionelle Sicht ist, dass die Dame hofiert wird, nicht der Herr. Wenn Sie, Verehrteste, also privat mit einem Herren ausgehen, lassen Sie sich als Dame hofieren oder geben Sie, wenn Sie es wollen, der Umwelt zumindest den Anschein, als würde er bezahlen. Schließlich sind Sie diejenige, die er erobern möchte - zumindest nach außen hin.

Das heißt, wenn Sie einen Mann erreichen wollen, sollten Sie ihn dazu bringen, Sie einzuladen - oder gleich eine Party für ihr Vorhaben nutzen. Das schafft frau nur mit viel Psychologie und einer sorgfältigen Vorbereitung, die gekonntes Flirten und eine genaue, quasi unsichtbare Einstellung auf die Wünsche ihres Partners in spe beinhaltet.
Sammeln Sie deshalb so früh wie möglich Informationen, um zu vergleichen, ob Sie möglicherweise sein Typ sind oder ob sich bestimmte Hobbys oder Tätigkeiten mit Ihrem Geschmack oder Ihrem Anspruch beißen.

Wenn Sie generell attraktiver und begehrenswerter erscheinen möchten, ohne ein bestimmtes Ziel im Auge zu haben, sollten Sie auf subtile Weise für sich Werbung machen und ihre Vorzüge betonen, ohne sie zu sehr in den Vordergrund rücken zu lassen.

Schenken Sie dem Herrn Ihrer Wahl
  • ihre Aufmerksamkeit
  • Unterhaltung (im Gespräch, bei Partyspielen und je nach Talent Tanz, Gesang oder eine andere musikalische Darbietung)
  • Amüsement
  • einen Tanz mit ihnen, wenn das zu Ihnen beiden passt
  • antiquiert: Ein Zeichen ihrer Gunst, ein persönliches, aber nicht zu privates Besitzstück, damit er sich an sie und ihre Erscheinung erinnert - ein edles Taschentuch, eine Fotografie...
ALL YOU NEED IS LOVE

Wenn Ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt waren, steuern sie auf eine Beziehung zu. Bleiben Sie in Kontakt - auf welchem Wege, ist gleichgültig. Sie können täglich telefonieren oder sich schreiben, sich vor allem aber öfter treffen. Liebe ist geprägt von einem möglichst gleichberechtigten und ehrlichen Austausch. Tauschen Sie Berührungen, Zärtlichkeiten, Küsse, und machen Sie ihrem Partner das Leben so angenehm wie möglich. Dazu gehört auch eine gewisse Fähigkeit, nicht sämtliche Lebensbereiche ihres Partners in Beschlag zu nehmen.

SCHLUSS MACHEN

Das langsam schleichende Gefühl der Unstimmigkeit hat sich erhärtet zu einem Beschluss: Es geht nicht mehr. Hier nicht, so nicht, und nicht mit mir.

Schluss machen ist immer etwas Unangenehmes. Es gibt keine höfliche Form, eine Beziehung zu beenden. Aber man kann versuchen, sie zumindest glimpflich ablaufen zu lassen. Die wohl ungeschliffenste Art, seinem Partner oder seiner Partnerin zu sagen, dass es vorbei ist, besteht in einer öffentlichen Kussszene mit einem neuen Partner.

Von der kalt abservierenden Möglichkeit, per SMS oder e-mail Schluss zu machen, machen inzwischen leider auch viele Leute Gebrauch.

Etwas persönlicher ist ein Telefongespräch oder ein möglichst handgeschriebener, ausführlicher Brief, doch von dieser Option sollten Sie nur Gebrauch machen, wenn ein persönliches Treffen nicht möglich ist.

Die beste Lösung ist immer noch ein Treff an einem neutralen, nicht allzu öffentlichen Ort. Wenn Ihr Partner auf Ihre Entscheidung vermutlich stark reagieren wird, sollten Sie sich beiden die Chance geben, in der Öffentlichkeit das Gesicht zu wahren - eine Szene erregt Aufmerksamkeit, und nicht jeder möchte beim Weinen gesehen werden.

Sie sollten ruhig und sachlich die Entscheidung aussprechen, die Beziehung zu beenden, und eine ehrliche, nachvollziehbare Begründung dafür haben. Bieten Sie keine Trostpflaster an - sie könnten als Beleidigung aufgefasst werden, oder noch schlimmer, als eine Hintertür, die Beziehung vielleicht doch noch weiterführen zu können, und das wäre Ihnen selbst gegenüber kontraproduktiv. Bleiben Sie auch nach der Trennung ansprechbar, aber machen Sie Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin klar, dass Sie bei Ihrer Entscheidung bleiben werden. Im günstigsten Fall können Sie eine freundschaftliche Beziehung aufrechterhalten.

Eher ein Witz in diesem Zusammenhang ist die Website www.schlussmachen.com, von der viele Besucher offenbar nicht begriffen haben, dass eine gehörige Portion Ironie dazugehört, um eine Dienstleistung dieser Art tatsächlich anzubieten - noch dazu, wenn es eine derartige Fließbandabfertigung von einstmals engen Partnern beinhaltet. Es könnte nicht deutlicher sein, dass jeder Abschied ein individueller, ganz eigener Abschied sein muss, der auf den anderen Rücksicht nimmt und einen Schlusspunkt an einen gemeinsamen Lebensabschnitt setzt.

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