Montag, 26. Februar 2007

In der Kirche

Es ist soweit, Sie sind eingeladen zu Taufe, Konfirmation oder Firmung, Hochzeit oder Trauerfeier, und da Sie mit dem Glauben eher weniger zu tun haben, fühlen Sie sich ein wenig auf fremdem Parkett. Vielleicht gehen Sie zu Weihnachten einmal in die Kirche, zu Ostern vielleicht auch noch, aber Pfingsten? Himmelfahrt? Irgendein ganz alltäglicher normaler Sonntag? Wenn Sie sich daran erinnern können, im letzten Jahr eines dieser Feste besucht zu haben, darf man Sie wohl als gläubigen Menschen bezeichnen und Ihnen dazu gratulieren.

Und falls Sie etwas eingerostet sind oder noch nie in einer Kirche waren, sind hier ein paar Tipps:

Noch im letzten Jahrhundert trugen Frauen in der Kirche grundsätzlich einen Hut und Kleidung, die ich hier einmal mit dem alten Wort gesittet bezeichnen möchte. Das bedeutet: Kurze Röcke, deren Saum über dem Knie endet, sind genauso tabu wie ein tiefer Ausschnitt - das gilt auch für den Abstand zwischen Shirt und Hose, zeigen Sie also generell wenig Haut. Auffallendes Make-up ist ebenfalls unpassend. Fangen Sie nicht an, sich in der Kirche zu schminken. Tragen Sie Schuhe mit flachen oder mittelhohen Absätzen. Bleiben Sie dezent und unauffällig - es sei denn, Sie gehören zum Brautpaar oder sind Teil einer Themenhochzeit mit Kostümierung.

Nehmen Sie etwas Kleingeld für die Kollekte mit. In einem Gottesdienst wird zweimal der Klingelbeutel oder ein Korb herumgegeben, für die Kirche selbst und für Hilfsorganisationen.

Die Kirche ist in Deutschland grundsätzlich ein Ort der Besinnung und der Stille. Laute Zwischenrufe, Schreien oder Klatschen gehört in den amerikanischen Gottesdienst oder in Gospel-Konzerte, in deutschen Kirchen ist die Tradition von Gebet und Ruhe bestimmt. Kinder haben in einigen Gemeinden spezielle Kindergottesdienste, die zu Festtagen an einem anderen Ort ausgerichtet werden, um dieser Tradition gerecht zu werden. Jugendgottesdienste sind ebenfalls anders gestaltet und meistens mit viel Musik verbunden.

Wenn Sie eine Kirche als Tourist besuchen, stören Sie die Betenden nicht und sprechen Sie leise. Auch laute Geräusche eines Fotoapparats können als störend empfunden werden. In einigen Kirchen ist das Fotografieren verboten, meistens zum Schutz alter Fresken.

Bei klassischen Konzerten in einer Kirche, die in einen Gottesdienst eingebunden sind, wird nicht applaudiert. Es gibt Veranstalter, die sich auch für Oratorien, Passionen und ähnlich sakral orientierte Werke dasselbe wünschen. Wenn der Konzertaspekt sehr dominant ist und nur der Veranstaltungsort Kirche gewählt wurde, ist Applaus generell erlaubt.

Ein Gottesdienst hat eine festgelegte Ordnung. Zu besonderen Festtagen wird diese Ordnung verändert und erweitert, meistens auch auf einen extra Zettel gedruckt, der am Kircheneingang oder bei den Gesangbüchern erhältlich ist, wenn er nicht schon auf den Kirchenbänken ausgeteilt liegt.

In dieser Ordnung stehen meistens die Lieder aus dem Gesangbuch, die während des Gottesdienstes von der Gemeinde gesungen werden. Praktisch ist es, wenn Sie sich schon vor der Feier die Stellen im Buch markieren. Es ist wahrscheinlich, dass Sie die Lieder nicht kennen. Das macht überhaupt nichts, denn den meisten anderen geht es ebenso. Orientieren Sie sich an dem Orgelvorspiel und versuchen Sie's auf gut Glück. Es genügt, wenn Sie einigermaßen durchkommen, niemand verlangt von Ihnen eine Solodarbietung.

In der evangelischen Kirche steht man zum Gebet auf, in der katholischen kniet man nieder. Orientieren Sie sich im Zweifel an Ihren Nachbarn.

Wenn Sie nicht gläubig sind, müssen Sie auch nicht das Glaubensbekenntnis mitsprechen. Der Höflichkeit halber genügt es, respektvoll aufzustehen bzw. die Hände zu falten oder ähnliches.

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